Ehrenmitgliedschaft DGEB für Dr.-Ing. Jochen Schwarz

Zur D-A-CH-Tagung 2023 in Kiel hat die Deutsche Gesellschaft für Erdbebeningenieurwesen und Baudynamik e.V. (DGEB) Dr.-Ing. Jochen Schwarz nun im offiziellen Rahmen die Ehrenmitgliedschaft verliehen (Foto 1). Sie würdigt damit seine langjährigen Verdienste und Beiträge zur Profilierung des Erdbebeningenieurwesens in Forschung und Lehre, zur Baunormung in deutschen Erdbebengebieten und nicht zuletzt seine Mitwirkung im Rahmen der Gesellschaft – als Vorstandsmitglied und Organisator der ersten D-A-CH nach der Wiedervereinigung. Hervorgehoben wird die Initiierung der Deutschen Task Force Erdbeben, die durch die Gründung des Deutschen Task Force Komitees 1993 und mit der nachfolgenden Etablierung des Zentrums für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden (seitens der Ingenieureinsätze) eine handlungsfähige Institutionalisierung erfahren haben. 

 

Jochen Schwarz studierte Bauingenieurwesen an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar; promovierte dort „Zum Verhalten von Spezialbauwerken unter Erdbebeneinwirkungen“ und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftsbereich Stahlbeton-, Spannbeton und Plastbauwerke bzw. am Institut für Industrie- und Spezialbauwerke (dann Prof. Planung von Ingenieurbauten)  jeweils unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. e.h. habil. Erhard Hampe tätig. 

(Der Vortrag „Zur Vertrauenswürdigkeit der seismischen Einwirkungen für deutsche Erdbebengebiete: Rück– und optimistische Ausblicke“ im Rahmen der Tagung in Kiel bot Gelegenheit an die heute noch aktuellen Anregungen von E. Hampe für die Ingenieurtätigkeit zu erinnern (Foto 2).

 

In Spiegelung der internationalen Entwicklungen und auf Basis einer fundierten Analyse der Typenprojekte im Wohn-, Gesellschafts- und Industriebau wurde 1989 der Entwurf einer Erdbebenbaunorm für das Territorium der DDR vorgelegt. Wesentliche Elemente wie z.B. das verhaltensbasierte Bemessungskonzept konnte später in die europäische Normung (Eurocode 8) eingebacht werden.

 

Im Jahr 1994 folgten die Konzeption und dann in 1995 die Gründung und Leitung des Zentrums für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden (Erdbebenzentrum) an der Bauhaus-Universität Weimar mit dem Ziel der Koordination, Durchführung und Auswertung der weltweiten Ingenieureinsätze der Deutschen Task Force Erdbeben. Methodische Grundlagen wurden mit der Einführung einer Verletzbarkeitstabelle der Bauweisen und Herausgabe der Europäischen Makroseismischen Skala EMS-98 gelegt, die zwischenzeitlich in mehr als 20 Sprachen übersetzt weltweit zur Anwendung kommt. 

 

Nationale Akzeptanz und Anerkennung spiegeln sich in der Übertragung der Leitung des Clusters „Risikoanalyse Naturgefahren Erdbeben“ im Rahmen des Deutschen Forschungsnetzes Naturgefahren (DFNK) wider. Unter seiner Federführung wurden die Schadenspotentiale für deutsche Großstadträume quantifiziert. In Kontinuität dieser Arbeiten wurden historische Erdbeben ausgewertet und im Autorenkollektiv ein Erdbebenkatalog für deutsche und angrenzende Gebiete publiziert (und in Folgeversionen aktualisiert).

Die ursprünglich für den Erdbebenbereich entwickelten Schadensmodelle (Verletzbarkeitsfunktionen) und Bewertungs-Tools wurden in den Folgejahren unter Auswertung konkreter Schadensereignisse konzeptionell auf andere Naturgefahren (Hochwasser, Tsunami, Sturm, Tonado) übertragen. 

Das Zentrum für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden (Earthquake Damage Analysis Center; EDAC) ist seit nahezu drei Jahrzehnten als Forschungszentrum an der Fakultät Bauingenieurwesen etabliert. In diesem Zeitfenster wurden unter seiner Leitung mehr als 80 nationale und internationale Forschungsvorhaben im Bereich der Naturgefahren durchgeführt. 

Mit der Etablierung und Leitung des Master-Studiengangs „Natural Hazards and Risks in Structural Engineering (NHRE)“ an der Bauhaus-Universität Weimar im Jahr 2009 ist es gelungen, die Forschungsexpertise und Projekterfahrung an internationale Studierende weiterzugeben. 

 

Seit 1997 ist Jochen Schwarz Mitglied des DIN-NABau-00.06.00 “Erdbeben; Sonderfragen”; seit 2000 in Kontinuität bis 2024 dessen stellvertretender Obmann. Mit den im Auftrag des Deutschen Institut für Bautechnik Berlin durchgeführten Forschungsarbeiten, die letztlich in der Normung (DIN 4149, EN 1998-1/NA) übernommen wurden, hat Jochen Schwarz maßgeblich baupraktische Verantwortung übernommen.  

 

Seit 1990 ist Jochen Schwarz Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Erdbebeningenieurwesen und Baudynamik e.V.; er war beginnend 1993 (zunächst kooptiert) im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Erdbebeningenieurwesen und Baudynamik e.V. In diese Phase fällt auch die Organisation der D-A-CH Tagung 1993 (Seismische Einwirkungen auf Bauwerke unterschiedlichen Risikopotentials. Europäische Regelwerke) in Weimar und von 1997 bis 2003 im Vorstand. Hervorzuheben sind die von ihm initiierten und verantworteten, thematisch ambitionierten Präsentationsstände der DGEB zu den Europäischen Erdbebenkonferenzen 1998 in Paris und 2002 in London.