Beiträge zur 18th World Conference Earthquake Engineering (WCEE2024 Milan)
Vom 30. Juni bis 5. Juli 2024 fand in Mailand die 18. Weltkonferenz des Erdbebeningenieurwesens WCEE 2024 (WCEE für World Conference Earthquake Engineering) statt. Nach dem CORONA bedingten „Präsenzausfall“ bot sich Gelegenheit, Ist-Stände, Rück- und Ausblicke innerhalb der Ingenieur Community zu geben. Ausdruck dieses weiterhin unverzichtbaren direkten Erfahrungsaustausch ist die Teilnehmerzahl von mehr als 4000 aktiven Registrierungen.
Das Erdbebenzentrum (Earthquake Damage Analysis Center) war wie in den Konferenzen zuvor mit mehreren Beiträgen (Vorträgen) vertreten. Nach der Special Session SS96 Evolution of EMS-98: Building Types, Vulnerability Classes and Damage Grade Description towards an International Macroseismic Scale (16th World Conference on Earthquake Engineering, Santiago Chile, Januar 2017, Organizer: Jochen Schwarz, Thomas Wenk) wurde erneut zu einer solchen themenspezifischen Veranstaltung unter dem übergeordneten Schwerpunkt Seismic Hazard and Risk (SHR) eingeladen.
Für die SHR-16 Macroseismology: Recent State and Future Directions [Convenor: David Wald (USGS), Jochen Schwarz (Bauhaus Universität Weimar), Vitor Silva (GEM Foundation)] wurden über 25 Beiträge eingereicht, die mit insgesamt zwei Stage Sessions und zwei Monitor Sessions ins Programm aufgenommen und damit auch in ihrer Relevanz gewürdigt wurden (Fotos 1 und 2).
Sämtlich der am Ende aufgelisteten Beiträge sind als (10seitige) Paper aber auch in den zugehörigen Vortragspräsentation den Proceedings zu entnehmen. Sie stehen einerseits in Verbindung zu den Forschungsarbeiten und anknüpfenden Graduierungsarbeiten, sind aber vornehmlich als Beiträge zur Weiterentwicklung der European Macroseismic Scale 1998 (EMS-98) in eine International Macroseismic Scale einzuordnen. Letzteres sei kurz erläutert:
Beginnend mit den Ingenieurbeiträgen zur EMS (hier: der empirischen, auf diversen TaskForce-Einsätzen basierenden Verletzbarkeitsbewertung bzw. -klassifikation) wurde durch das EDAC ein eigenständiges Instrumentarium zur Bewertung bzw. Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden entwickelt, das in den letzten Jahren auf weitere Naturgefahren übertragen und für Risikobetrachtungen letztlich etabliert werden konnte.
In diesem Zusammenhang steht die Reaktivierung einer Arbeitsgruppe zur Einführung einer International Macroseismic Scale (IMS-24). Es ist gelungen, unter Einbindung des Global Earthquake Models (GEM) und des USGS (United States Geological Service) die weitere internationale Verbreitung einzuleiten. Die seit Oktober 2022 laufenden Aktivitäten erfahren mit den Beiträgen zur SHR-16 eine erste Zwischenbilanz, vornehmlich aber eine arbeitsstrategische Ausrichtung.
Nachdem das EDAC in verschiedenen Stationen zur Weiterentwicklung und internationalen Einführung beigetragen hat, ist es nun gelungen, bis dato ausstehende Regionen (u.a. Nordamerika/USA, Neuseeland) im Rahmen einer Arbeitsgruppe in die Herausgabe der International Macroseismic Scale einzubeziehen (Wald et al., 2024). Mit verschiedenen Beiträgen zur Special Session (SHR-06) der 18th WCEE2024 werden die konzeptionellen Grundlagen (mit Eignung zur direkten Übernahme in die IMS) bereitgestellt. Sie beschäftigen sich mit:
der Transformation von Bauwerksbeständen in eine mit der EMS-98 (bzw. IMS-24) konforme Typisierung der Bauweisen (Lamadrid et al., 2024);
der Vorlage einer für die IMS erweiterten Tabelle der Verletzbarkeitsklassen von Bauweisen (Schwarz, Haweyou & Wenk, 2024);
der Qualifizierung der Bauweisen-Reports der EERI World Housing Encyclopedia zur Aufnahme in die IMS (Schwarz & Abrahamczyk, 2024);
der Übernehme zeitvariabler städtebaulicher Betrachtungsperspektiven zur Bewertung von Bauwerksbeständen vor und nach Schadenereignissen (Schwarz, A., et al., 2024);
der Einbeziehung von Luftbildaufnahmen zur schnellen Schadensdokumentation und -analyse (Hadidian & Schwarz, 2024a) und der ereigniskonkreten Anwendung (Hadidian & Schwarz, 2024b);
der Schadensbeschreibung nach qualitativen und quantitativen Kriterien (Wenk & Schwarz, 2024);
der Bewertung der Verletzbarkeit und Kennzeichnung der Schädigungsmerkmale von Bauwerken mit Erdbebenauslegung (Haweyou et al., 2024);
der Gesamtschau zur Tätigkeit der Arbeitsgruppe (Wald et al., 2024).
[Hinweis; Die Vortragenden sind jeweils unterstrichen.]
Beiträge und Vorträge sind den Proceedings zu entnehmen und können auf Anfrage von den Autoren zur Verfügung gestellt werden:
Hadidian, N. M, Schwarz, J. (2024a): Integration of multi-source and post-event data into EMS-98 based earthquake damage analysis.
Hadidian M, N., Schwarz, J. (2024b): Damage Assessment of 2023 Earthquake by VHR satellite images implementing results of SERAMAR project.
Hasan, P.L., Lamadrid, L.F.G., Abrahamczyk, L., Jamal, B., Saeed, N.M., Schwarz, J. (2024): Empirical seismic assessment of urban settlements in developing countries: case study Erbil (Iraq)
Haweyou, M., Schwarz, J., Abrahamczyk, L., Wenk, T. (2024): Challenges in damage prognosis for RC structures concerning the level of earthquake-resistant design.
Lamadrid, L.F.G., Schwarz, J., Abrahamczyk, L. (2024): Methodological requests for transforming building stocks into an EMS-98 consistent typology.
Schwarz, A., Kaufmann, Ch., Schwarz, J. (2024): Urban design perspectives on the use of building taxonomies referring to EMS-98 classification.
Schwarz, J; Abrahamczyk, L. (2024): How to link WHE housing reports with EMS-98 (IMS-24) Vulnerability Table.
Schwarz, J., Haweyou, M., Wenk, T. (2024): IMS-24 Vulnerability Table and the assignment of Vulnerability Classes for additional building types.
Wald D.J., Goded, T., Charleson, A., Grünthal, G., Lin, S., Musson, R., Porter, K., Schwarz, J., Spence, R., Wenk, T. (2024): Developing and Implementing an International Macroseismic Scale (IMS) for Earthquake Engineering.
Wenk Th., Schwarz J. (2024): Towards an updated description of IMS Damage Grades including non-structural elements.
Besondere Würdigung verdient, dass ausgehend von einer Initiative der Professur Natural Hazards and Structural Resilience durch die anteilige Übernahme der Kosten, mehreren Studenten des Master-Studiengangs Natural Hazards and Risks die Teilnahme an der Konferenz ermöglicht werden konnte (Foto 3).