ESC 2024 - 39th Assembly of the European Seismological Commission

Session 22: The international Macroseismic Scale of 2024 (IMS-24) - related research and development

Vom 22. bis 27 September 2024 wurde in Korfu die 39th Assembly of the European Seismological Commission abgehalten. Für die Organisation zeichneten neben der ESC, die IUGG, die IASPEI, die National Kapodistrian University Athen und die Ionian University (Staatliche Universität Korfu) verantwortlich. Im Mittelpunkt der von Robin Spence (UK, Cambridge) und Jochen Schwarz geleiteten Session 22 standen Beiträge und Informationen zur Weiterentwicklung der European Macroseismic Scale 1998 (EMS-98) und ihrer weltweiten Anwendung als International Macroseismic Scale. Wesentliche Ziele waren die Information und – den Traditionslinien der EMS folgend – die längerfristige Einbindung der auf diesem Gebiet tätigen Seismologen und Geophysiker.

 

Das Erdbebenzentrum (Earthquake Damage Analysis Center) war (verantwortlich oder in Koautorschaft) in drei Beiträgen (Vorträgen) vertreten:

Challenges in Describing the Global Building Stock for the International Macroseismic Scale. Part 1: Development, updates and innovations (Robin Spence, Jochen Schwarz, Thomas Wenk, David Wald, Vitor Silva, Emily So, Roger Musson), 

Challenges in Describing the Global Building Stock for the International Macroseismic Scale. Part 2: The current state of evaluation and pending tasks (Jochen Schwarz, Thomas Wenk, Melad Haweyou, Vitor Silva). 

Description of a Building Stock following IMS Classification Scheme - the Case Study of Aigio, Greece (Andre Schwarz, Lissethe F.G. Lamadrid, Jochen Schwarz).

 

Inhaltliche Schwerpunkte der laufenden Arbeiten sind in der Erweiterung der Vulnerability Table (Verletzbarkeit der Bauweisen) und in den Beispielen zu den Schadensfällen zu sehen. Letztere geben quasi eine Anleitung zur Zuordnung der charakteristischen Schadensgrade und Verletzbarkeitsklassen. Die vornehmlich von Thomas Wenk und Jochen Schwarz editierte Kollektion soll auch Beispiele einbeziehen, die bis dato bei makroseismischen Auswertungen vernachlässigt wurden, heute aber (wie z.B. Hallenbauten, Hochhäuser, Spezialbauwerken) in den betroffenen Regionen auffällig sind.

In der Diskussion wurden latente (offene) Forschungs- und Anwendungsfragen angesprochen, u.a.: 

  • die Bewertung der Schütterwirkungen und die Intensitätszuordnung bei Ereignissequenzen (wie Februar 2023 beim Kahramanmaras Erdbeben), 

  • das Problem der Verletzbarkeitsbewertung von schlecht gebauten Stahlbetonbauwerken (im Geltungsbereich von Erdbebenbaunormen), 

  • die Klassifikation von traditionellen und modernen Holzkonstruktionen in Japan,

  • die Vereinfachung der Feldarbeit (Datenaufnahme) und Klassifikation bei großen (weiträumig verteilten) Gebäudebeständen („Italian experience“).

Angekündigt wurde die Vorlage eines ersten Entwurfs der IMS bis zum Jahresende und eine Phase der Anwendungserprobung, die mit der 4th ECEES 2006 in Deutschland 2026 ihren Abschluss finden könnte. 

 

Für den Masterstudiengang NHRE in Weimar ist von Bedeutung, dass in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe des Global Earthquake Model (GEM) eine beidseitig interessante Netzwerkbildung bei der Kennzeichnung der regionalen Bauwerksbestände (hier: für das Grundlagen-Modul GIS, Building Stock Survey und die Normenanalyse (im Rahmen des Moduls Earthquake Engineering and Structural Design)) bzw. die Auswertung aktueller Ereignisse (Special and Risk Projects) angestrebt wird.