Hochwasser Sachsen 2006

Ursachen

Im Frühjahr 2006 kam es im Elbegebiet zu einem Extremhochwasser, dass insbesondere in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen Wasserstände erreichte, die mit dem Jahrhundertereignis von 2002 vergleichbar sind.

Die komplexen Ursachen und der Ablauf der Hochwasserereignisse sind in [1] und [2] dargelegt und werden hier kurz zusammengefasst wiedergegeben:
Im Winter 2005/2006 hatten sich in den Mittelgebirgen am Oberlauf der Elbe (Erzgebirge, Böhmerwald und Riesengebirge) Schneehöhen von 0,1 m - 0,3 m im Flachland und bis zu 1,6 - 2,2 m in den Kammlagen akkumuliert. Auslöser für das Hochwasser waren dann eine Warmluftzufuhr und anhaltende Niederschläge zwischen dem 25. Und 31.3.2006, die zu einer raschen flächendeckenden Schneeschmelze führten.

Die stärksten Niederschläge fielen dabei im Süden Tschechiens und im zentralen böhmischen Becken, das Erzgebirge war davon weniger betroffen. In der Folge traten zahlreiche Nebenflüsse im Süden Tschechiens über die Ufer. Das oberirdische Abfließen des Niederschlags- und des Schmelzwasser führte zu einem  schnellen Anstieg der Wasserspiegel in den kleineren Elbnebenflüssen. Mit geringer Verzögerung stieg dann auch der Wasserspiegel der Elbe sehr  steil an. So erhöht sich  27.03.2006  der Wasserstand der Elbe am Pegel Schöna um 2 m in 24 h. Der Wasserstand am Pegel Dresden (vgl. [4]) überschritt die Werte für die Alarmstufe 4, blieb dabei aber am 04.04.2006 mit 7,49 m etwa 2 m unterhalb der Rekordmarke von 9,40 m vom Hochwasser 2002.

Die tiefergelegenen Gebiete entlang der sächsischen Elbe in Bad Schandau, Königstein, Rathen, Stadt Wehlen, Pirna, Meißen  und einige Dresdener Stadteile (Kleinzschachwitz, Pillnitz, Laubegast, Gohlis, Zschieren …)  waren von länger anhaltenden aber meist moderate Überflutungen betroffen. Der langestreckte Hochwasserscheitel passierte Sachsen zwischen dem 01.04. und 05.04.2006, wobei am Pegel Dresden erst am 24.04.2006 der Wasserstand für die Alarmstufe 1 unterschritten wurde (vgl. dazu [3], [4]).

Da es im Unterschied zum Hochwasser 2002 zu keinen Deichbrüchen kam, die den Abfluss an der oberen Elbe reduzierten, waren die Folgen für die betroffenen Gebiete in Sachsen-Anhalt [3] und Niedersachen wesentlich schwerer.

Schadensdokumentation in Sachsen

Nach dem Abklingen der Hochwasserwelle in Sachsen wurde von den Mitarbeitern des Erdbebenzentrums vom 18.04.-21.04.2006 eine Schadensaufnahme entlang der Elbe stromabwärts von Bad Schandau bis Dresden Gohlis durchgeführt.
Die geschädigte Bebauung war schon vom Hochwasser 2002 schwer betroffen. Gegenüber dem Hochwasser 2002 [9], [10] ließen sich aber keine starken strukturellen Schäden, sondern nur normale Durchfeuchtungsschäden identifizieren.

Dies ist zum einen auf die deutlich geringeren Wasserstände zurückzuführen (Abb. 1und Abb. 2). Zum anderen ist zumindest ein Teil des betroffenen älteren Bauwerksbestandes entlang des Elbtals auf Hochwasser eingestellt. Das meist in den Untergeschossen verwendete Natursteinmauerwerk aus Elbsandstein (Abb. 3, Abb. 4 und Abb. 7), weist eine vergleichsweise niedrige Verletzbarkeit gegenüber Hochwassereinwirkung auf [5]. Einige dieser Gebäude wurden auch vollständig in dieser Natursteinmauerwerkbauweise errichtet (Abb. 5 und Abb. 6). Hier waren meist nur geringe Schäden vorzufinden. In dem betroffenen Gebiet sind aber auch moderne Bauwerke zu finden, die durch die Auswahl der Wandbaustoffe der Hochwassergefahr Rechnung tragen (Abb. 8).

Zudem lässt sich auch eine Verringerung der Bauwerksverletzbarkeit durch die damals z.T. noch nicht abgeschlossenen Sanierungsarbeiten nach dem Hochwasser 2002 anführen (vgl. dazu auch [7]).

Neben der schon vorhandenen Bebauung (Abb. 9 und Abb. 10) waren beim Hochwasser 2006 in hochwassergefährdeten, nur unzureichend geschützten Gebieten auch einige nach dem Hochwasser 2002 neu errichtete Gebäude betroffen (Abb. 11und Abb. 12). Alle hier dokumentierten Schäden sind nach dem entwickelten Bewertungssystem des EDAC-Hochwasserschadensmodells [6] in die Schadensgrade D1 bis D2 einzuordnen.

Ihren Abschluss fanden die Auswertungen zum Hochwasser 2006, durch eine vom GeofoschungsZentrum Potsdam durchgeführte Telefonbefragung der geschädigten Eigentümer [8]. Diese fand im Rahmen des vom BMBF geförderten RIMAX-Projektes MEDIS statt, an dem auch das Zentrum für  die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden mitwirkte [11]. Dabei wurden auch die relevanten Informationen abgefragt, die eine Zuordnung der Schadensgrade gemäß dem EDAC-Hochwasserschadensmodell erlauben.
 

Zusammenfassung

Das Hochwasser 2006 hat in den betroffenen Gebieten Sachsens zahlreiche Schäden an der allgemeinen Bebauung hinterlassen. Schwere strukturelle Schäden wie beim Hochwasser 2002 ließen sich aber nicht feststellen. Die Schäden an den allgemeinen Hochbauten beschränkten sich somit auf normale Durchfeuchtungs- und Verschmutzungsschäden.

Die Schadensdokumentation vom April 2006 diente dem weiteren Erfahrungsgewinn über die Ausbildung Hochwasserschäden an Bauwerken.

Die Auswertungen der dokumentierten Schäden und die und die anschließende Befragung der geschädigten Eigentümer flossen in die Weiterentwicklung des EDAC-Hochwasserschadensmodells [6] ein.
 

Literatur

[1] Bundesanstalt für Gewässerkunde (2006): Das Hochwasser an der Elbe im Frühjahr 2006, Bericht BfG-1514. undine.bafg.de/elbe/extremereignisse/img/BfG_Bericht_HW2006.pdf (15.02.2022)

[2] Informationsplattform Undine: Hochwasserereignisse im Elbegebiet: Das Frühjahrshochwasser 2006, undine.bafg.de/elbe/extremereignisse/elbe_hw2006.html (15.02.2022)

[3] Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen- Anhalt (2006): Abschlussbericht Hochwasserereignis Frühjahr 2006:
www.hochwasservorhersage.sachsen-anhalt.de/dokumente/hochwasserberichte/fj_2006/1HW-bericht06_Textteil.pdf (24.10.2016)

[4] Landeshochwasserzentrum Sachsen:  Pegel Dresden / Elbe:
www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/hwims/portal/web/wasserstand-pegel-501060 (24.10.2016)

[5] Maiwald, H. (2007): Ingenieurmäßige Ermittlung von Hochwasserschadenspotentialen im mikroskaligen Bereich, Dissertation Bauhaus-Universität Weimar, Schriftenreihe des Instituts für Konstruktiven Ingenieurbau, Heft 011. ISBN: 978-3-86068-334-7

[6] Maiwald, H., Schwarz, J. (2011): Ermittlung von Hochwasserschäden unter Berücksichtigung der Bauwerksverletzbarkeit, EDAC-Hochwasserschadensmodell. scientific technical reports 01-11, Zentrum für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden, Universitätsverlag, Bauhaus-Universität Weimar. asw-verlage.de/katalog/ermittlung_von_hochwasserschaede-1123.html

[7] Maiwald, H., Schwarz, J. (2014): Schadensmodelle für extreme Hochwasser  – Teil 2: Erste Schlussfolgerungen aus dem Ereignis vom Juni 2013. Bautechnik 91 (2014) 05, 354-367. doi.org/10.1002/bate.201300102

[8] MEDIS (2009): Hochwasserschäden – Erfassung, Abschätzung und Vermeidung, Abschlussbericht des RIMAX-Forschungsprojektes MEDIS: „Methoden zur Erfassung direkter und indirekter Hochwasserschäden“, oekom-Verlag. www.oekom.de/buch/hochwasserschaeden-9783865811868

[9] Schwarz, J., Maiwald, H., Gerstberger, A. (2005): Quantifizierung der Schäden infolge Hochwassereinwirkung: Fallstudie Eilenburg. Bautechnik 82 (2005) 12, 845-856. doi.org/10.1002/bate.200590247

[10] Schwarz, J., Maiwald, H. (2007): Prognose der Bauwerksschädigung unter Hochwassereinwirkung, Bautechnik 84 (2007) 7, 450 – 464. doi.org/10.1002/bate.200710039

[11] Schwarz, J., Maiwald, H. (2009): Von der Schadensaufnahme zur Verletzbarkeitsfunktion – ein Ansatz aus den Ingenieurwissenschaften. Abschnitt 9.2 in „Hochwasserschäden – Erfassung, Abschätzung und Vermeidung“. Abschlussbericht des RIMAX-Forschungsprojektes MEDIS: „Methoden zur Erfassung direkter und indirekter Hochwasserschäden“: (Hrsg. Thieken, A. H., Seifert, I., Merz, B.), oekom-Verlag. www.oekom.de/buch/hochwasserschaeden-9783865811868

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